Über Christian G. Nagel

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Bisher hat Christian G. Nagel, 47 Blog Beiträge geschrieben.

Für ein neues Darmstadt – nach der Krise

Bei aller Kritik an den Entwürfen überstaatlicher Akteure für eine neue Wirtschaftsordnung: Es stimmt, dass ein „Reset“ oder „Neustart“ oder ein „besserer Wiederaufbau“ (build back better) absolut vonnöten wäre. Ich meine aber, dass es sehr darauf ankommt, wie dieser Aufbau geleistet wird, wer ihn leistet, und mit welchen Absichten. Schauen wir uns die Akteure an, die einen Reset oder Neustart vorschlagen, kommen mir herbe Zweifel, ob diese Akteure wirklich das Gemeinwohl im Sinn haben oder einfach ihre Vorstellung von Wirtschaftsordnung in Stellung bringen wollen. (Es könnte ja sein, dass in ihrer Lesart von „nachhaltigem Wirtschaften“ die Betonung klar auf der Wirtschaft liegt und nicht so sehr auf der Nachhaltigkeit …) Warum gehen jetzt nicht alle gesellschaftlichen Gruppen gemeinsam das Wagnis ein, eine neue Gesellschaft zu entwerfen – jeder für seinen Bereich – mit konkreten Vorschlägen zu ihrer Umsetzung? Für die Musik fühle ich mich an das Darmstadt der Nachkriegsjahre erinnert. [...]

Von |2021-11-10T21:26:32+01:0011. August 2021|

Freie Kunst und #allesdichtmachen

Waren Künstlerinnen und Künstler nicht einmal freie Geister, und nichts und niemandem verpflichtet außer ihrem Inneren, dem sie in ihrer Kunst Ausdruck zu verleihen suchten? War nicht gerade die Authentizität das Maß aller Dinge, und Garantie dafür, dass KünstlerInnen ihrem ureigenen Antrieb folgten – gänzlich unbeeinflusst von äußeren Zwängen oder Ansprüchen? Gewiss, man hat Aufträge, aber diese setzen häufig nur äußere Rahmenbedingungen und verlangen höchst selten eine inhaltliche Einmischung von Geldgebern bei der Realisierung eines Kunstprojekts. Schließlich heißt es ja im Grundgesetz der BRD: Kunst ist frei. Und weiter: Eine Zensur findet nicht statt. Dies scheint sich allerdings in den vergangenen 15 Monaten geändert zu haben. Als sich namhafte SchauspielerInnen zu einer Aktion verabredeten, in Form kurzer Videos ihre Kritik an gewissen Regierungsmaßnahmen darzustellen – für jedermann klar als ironische Zuspitzung und damit als künstlerisches Stilmittel erkennbar -, sahen sie sich nicht nur einem Shitstorm der Medien ausgesetzt, sondern auch [...]

Von |2021-09-12T23:00:54+02:007. August 2021|

Gegen einen Totalverlust der Kultur

Es findet gegenwärtig – im Windschatten der Corona-Pandemie – ein Totalumbau unserer Gesellschaft statt. - ein durch eine „epidemische Notlage nationaler Tragweite“ begründeter Ausnahmezustand soll zum Dauerzustand werden, mit nie dagewesenen Grundrechtseinschränkungen. - die Bevölkerung akzeptiert eine Totalüberwachung, die als „Gesundheitsmonitoring“ ausgegeben wird und unter normalen Bedingungen niemals akzeptiert werden würde. - das Bundesverfassungsgericht urteilt (am 20.5.2021), dass Künstlerinnen und Künstler Einschränkungen in ihrem Wirkbereich dauerhaft hinnehmen müssen – es bliebe ihnen ja noch der Werkbereich. Im Klartext: unter pandemischen Bedingungen ist ein Wirken vor Publikum nicht vorgesehen – man kann ja stattdessen Videos produzieren, Livestream-Konzerte geben, Bücher, Kunstwerke etc. veröffentlichen … Das auf der dunklen Seite des Mondes lebende Bundesverfassungsgericht verkennt, dass die Zahl der KünstlerInnen, die unter solchen Bedingungen kunstschaffend existieren können, an den Fingern einer Hand abgezählt werden kann. Und musikalische Vereine, die ausschließlich live mit ihrem Publikum interagieren, haben kaum eine Chance, dies auch weiterhin zu [...]

Von |2021-11-10T12:57:24+01:002. August 2021|

Vorschlag für die Einrichtung eines Globalen Kulturellen Aufsichtsrats

Die globalen Krisen des 21. Jahrhunderts (Umweltkrise, Finanzkrise, Pandemien) sind auf der Ebene der Nationalstaaten nicht lösbar. Darum bringen sich derzeit überstaatliche Gremien in Stellung, um eine „globale Regierung“ zu bilden, die sich mit Programmen und Slogans wie „global governance“, „build back better“, „The Great Reset“ und „stakeholder capitalism“ empfehlen. Es sind viele guten Gedanken im Spiel, aber auch viele Interessen. Daher ist es nötig, dass die überstaatlichen Akteure von einem überstaatlichen Gremium (im Sinne eines Aufsichtsrates) kontrolliert werden. Ich möchte vorschlagen, dass dieser „globale Kontrollrat“ aus KünstlerInnen besteht. Begründung: KünstlerInnen denken und empfinden ganzheitlich. Sie spüren, wenn etwas aus dem Gleichgewicht gerät. KünstlerInnen haben die Fähigkeit zum utopischen Denken und Handeln. Sie können visionäre Kraft entfalten. Sie sind unabhängig. Vorschlag für eine Satzung 1. Der globale Aufsichtsrat ist keine Institution. Er hat die Form eines Frei Schwingenden Netzwerks. 2. Diesem Rat kann jede/r KünstlerIn beitreten, unabhängig von Herkunft, Hautfarbe, [...]

Von |2021-11-30T21:33:02+01:0013. Mai 2021|

Die Kulturbranche ist befallen

Die Kulturbranche ist von einem neuartigen Virus befallen. Ihre Institutionen, besonders der Freien Szene, leiden an Lähmungserscheinungen, schwerer Atemnot und Multiorganversagen. Mit dem nächsten Haushaltsjahr muss eine Triage verhängt werden: welches Orchester, welches Theater darf überleben – welche Kultur-erhaltenden Maßnahmen werden verlängert? Der Erreger heißt Lockdown, er entstammt einem Labor in China und verbreitet sich seit 2020 weltweit.

Von |2021-09-12T23:00:21+02:003. Mai 2021|

Privilegien für Geimpfte – ich habe da ethische und rechtliche Fragen

Kürzlich las ich in der ZEIT von einer Klage eines Pflegeheimbetreibers: Der Mühlenhof in Steinen hatte seine Bewohnter und Mitarbeiter impfen lassen und beantragte daraufhin beim Landratsamt Lörrach, seine Cafeteria ausschließlich für Hausgäste wiedereröffnen zu dürfen. Dies wurde ihm untersagt, weshalb er vor dem Verwaltungsgericht Freiburg klagte, wo er ebenfalls abgewiesen wurde. Und zwar mit der Begründung, man wolle keinen „Präzendenzfall“ schaffen – schließlich würde dann alle Heime, die in einer vergleichbaren Situation sind, ebenfalls öffnen wollen. Man hätte auch einfach sagen können: Da könnte ja jeder kommen. Dies ist eine ziemlich schwache Begründung für die Entscheidung des Gerichts, und man könnte sich zu Recht empören. Viel bedenklicher finde ich jedoch, dass die dieser juristischen Angelegenheit zugrunde liegende ethische Frage nicht beantwortet wurde, ihr vielmehr ausgewichen wurde. Im Folgenden möchte ich darlegen, warum ich die Begründung des Urteils zwar für falsch (oder mindestens unangemessen) halte, das Urteil jedoch für richtig [...]

Von |2021-09-07T08:51:20+02:0028. März 2021|

Chorsingen in Zeiten von Social Distancing (9) – Versuch über die Latenz

Nach fast einem Jahr, seit wir begonnen haben, Soziale Distanz in unsere Lebenspraxis zu integrieren, frage ich mich, wie viel von unserem Alltag sich seither ins digitale Netz verlagert hat. Wie viel von unserer Lebenszeit verbringen wir in virtuellen Räumen? Begegnen wir dort inzwischen mehr Menschen als in der realen Welt? Mit dem Beginn des Pandemischen Zeitalters hat sich aufgrund ganz neuartiger Verordnungen (Kontaktverbot) und den daraus folgenden pragmatischen Erwägungen (Homeoffice etc.) ein Großteil unserer musikalischen Aktivitäten ins Internet verlagert. Auch gemeinsames Musizieren wurde – in Ermangelung von legalen Alternativen – online versucht. Allerdings mit mäßigem Erfolg. In Berichten und Gesprächen las und hörte ich immer wieder von Zoom-“Chorproben“, die keine waren, weil niemand den anderen hörte. Wenn man überhaupt etwas hören, was als Musik erlebt werden konnte, mussten alle außer dem Chorleiter ihre Mikros stummschalten. Manche Dirigenten versuchten sogar, dem Elend von Rauschen, Rückkopplung und Verbindungsproblemen von vornherein zu [...]

Von |2021-09-12T22:58:53+02:0020. März 2021|

Zur Landtagswahl in Baden-Württemberg: Fragen an die Politik

Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz befinden sich im Wahlkampf zur Landtagswahl. Mit Erschrecken stelle ich fest, dass die KandidatInnen kaum etwas über Kultur zu sagen haben (dagegen jede Menge über Digitalisierung und Nachhaltigkeit). Am 5.2. habe ich an die KandidatInnen aus den Wahlkreisen Freiburg I und II ein Schreiben verfasst, mit der Frage 1)welche Perspektiven sie für die Kulturbranche sehen 2)was sie konkret für die Kulturbranche tun werden (falls sie gewählt werden) Die Ergebnisse meiner Anfrage und die Antworten von 12 KandidatInnen habe ich in einer PDF zusammengefasst, die ich an dieser Stelle veröffentlichen möchte: Anfrage aus dem Kulturbereich-neu

Von |2021-09-12T22:57:56+02:0012. März 2021|

Ich bin Kriegsdienstverweigerer

Ich bin kein Virologe, verstehe auch sonst nicht allzu viel von Medizin oder gar von Biotechnologie. Über die Gefahren durch das „neuartige“ Coronavirus bzw. die dagegen eingesetzten Maßnahmen kann ich also kein qualifiziertes Urteil abgeben. Diesen Mangel teile ich übrigens mit den meisten meiner Mitmenschen, sowie der überwältigenden Mehrheit der Politiker. Das ist insofern betrüblich, als dass wir uns durch unser Nichtwissen in Abhängigkeit zu Experten begeben müssen – Experten, die oftmals gewissen Unternehmen und Konzernen nahe stehen. Dass verantwortliche Politiker manchmal durchaus verantwortungslos handeln können, hat auch mit solchen Abhängigkeiten zu tun. Sie werden manchmal schlecht beraten oder erliegen verlockenden Angeboten – so etwa Herr Dr. Nüsslein (CSU), der für einen Maskendeal hohe Provisionen kassierte, oder Jens Spahn (CDU), der einen Pharma-CEO, von dem er eine Immobilie erwarb, in ein Amt im Gesundheitsministerium beförderte (der SPIEGEL berichtete). Nun, solche Dinge können jedem passieren, oder nicht? Dass Frau Susanne Eisenmann, [...]

Von |2021-09-07T08:39:33+02:006. März 2021|

Utopie

In welcher Welt möchtest Du leben? In der Welt, in der ich leben möchte, erkennen sich die Menschen als lebendige Geistwesen, lebendige Seelen in lebensfrohen Leibern. (In der aktuellen Situation zählt der Körper vor allem, und wird als unvollkommen und krank empfunden.) In der Welt, in der ich leben möchte, ist die Natur heilig und der Mensch ein Teil von ihr. (In der aktuellen Situation wird die Natur als Ressource wahrgenommen und ausgebeutet.) In der Welt, in der ich leben möchte, gibt es keine Konkurrenz, sondern nur Kooperation. (In der aktuellen Situation zählt, wer am reichsten und am mächtigsten ist – fast immer auf Kosten anderer.) In der Welt, in der ich leben möchte, herrscht Gerechtigkeit und sozialer Ausgleich – Arme, Schwache und Kranke können ihr Leben in derselben Würde führen wie alle anderen. (In der aktuellen Situation werden Reiche immer reicher und Arme immer ärmer.) In der Welt, in [...]

Von |2021-10-08T22:37:42+02:004. März 2021|
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