Seit März 2020 geht ein ganz neuer Riss durch Deutschland: Die Corona-Politik (nicht das Sars-Cov2-Virus persönlich, wie manche glauben) spaltet Familien, Freundeskreise, Vereine und Parteien.
Abgesehen von „der Wissenschaft“, die es nicht gibt und auf die wir folglich nicht hören können, haben sich die meisten Menschen, die ich kenne, in ihrer Meinung, wie dieser Pandemie am besten beizukommen wäre, ziemlich früh und ziemlich schnell festgelegt.
Auch ich bekenne mich dazu, dass ich Mitte März 2020, ohne etwas Genaueres über die Lage zu wissen (was ja damals auch kaum jemand ernsthaft für sich beanspruchen konnte), ein ziemlich konkretes Bauchgefühl hatte: dass es einem Staat wie Deutschland – mit unserer Historie – nicht zukommt, Betretungsverbote für öffentliche Parks auszusprechen.
Ich lebe im Schwarzwald, und es fühlte sich surreal an, meinen täglichen Waldspaziergang, auf dem ich gewöhnlich höchstens einer weiteren Person begegnete, nur aufgrund einer „Ausnahmegenehmigung“ durchführen zu dürfen.
Die Gemeindeverwaltung war geschlossen und kommunizierte mit ihren BürgerInnen nur über Aushänge, welche ausschließlich aus aktuellen Verordnungen bestanden. Die Kommunikation funktionierte nur in diese eine Richtung, und BürgerInnen wurden damit zu Befehlsempfängern degradiert.
Dies alles kam mir grundfalsch vor, so dass ich meinem mulmigen Gefühl Ausdruck in einer Beschwerde verlieh (link). Zu alldem kam noch, dass ich die allgemeine Panik nicht teilen konnte – ich hatte gerade zwei Wochen zuvor eine schwere Virusgrippe glücklich (und ohne jede Medikation) überstanden.
Der einzige Ort, an dem Menschen sich begegneten und ins Gespräch kamen, war der Landmarkt. Dort konnte man exemplarisch gut beobachten, was Angst und Panik mit Menschen macht: sie regredieren. Manche werden zu Hamsterkäufern (Überlebenstrieb), manche sprechen Flüche gegen Andersdenkende aus (magisches Denken), manche verfallen in Rassismus und Nationalismus (Die Chinesen sind schuld! Grenzen dichtmachen!), und so weiter.
Hier wurden die Weichen gestellt. Wer im März/April 2020 eine Meinung hatte, hat sie in der Regel bis heute, und sucht sich seither die passenden Argumente, Nachrichten, Quellen (vornehmlich aus „der Wissenschaft“), um diese zu belegen. Dazu passt ganz gut, dass man in den so genannten „sozialen Medien“ personalisierte Nachrichten zugewiesen bekommt.
In einer demokratischen Gesellschaft ist dies unter normalen Umständen kein Problem, denn sie lässt eine Vielfalt von Meinungen zu. Dumm nur, dass die Umstände in diesem Fall alles andere als normal waren: die Regierung gab die Losung aus, dass jeder, der ihre Maßnahmen kritisch sieht, als „Verschwörungstheoretiker“ und „Querdenker“ zu gelten hatte (übrigens aufgrund von Empfehlungen aus „der Wissenschaft“). Solchen Zuschreibungen wurden in den Medien noch zahllose weitere hinzugefügt: einige, die das Ziel hatten, die Adressaten lächerlich zu machen (Schwurbler, Aluhüte), andere, diese vollständig unmöglich zu machen (Corona-Leugner, Antisemiten).
Der Psychiater Hans-Joachim Maaz hat darauf hingewiesen, dass Ausgrenzung einer bestimmten Gruppe („Omega“) den Tod eines gesunden gruppendynamischen Prozesses bedeutet. Hätte es den Willen gegeben, als demokratische und offene Gesellschaft gemeinsam durch die Pandemie zu kommen (wie es offenbar in Schweden möglich war), hätten die abweichenden Ansichten (auch in „der Wissenschaft“) in den demokratischen Prozess mit einbezogen werden müssen. Dies wurde jedoch offenbar zu verhindern versucht. Es sieht fast so aus, als hätte sich die Bundesregierung vom Beispiel Chinas inspirieren lassen, das die Welt beeindruckt hat mit seiner Fähigkeit, Städte abzuriegeln und Kritiker mundtot zu machen.
Mit den Lockerungen nach dem ersten Lockdown kamen die Hygienekonzepte und die Maskenpflicht. Erstere wurden von der breiten Mehrheit nicht nur akzeptiert, sondern für sinnvoll gehalten. Die Maskenpflicht hingegen sorgte bald für Streit: manche hielten sie für pure Gängelung („Maulkorb“), andere für einen wirkungsvollen Eigenschutz. Über die psychologische Bewertung der Masken hat Hans-Joachim Maaz Erhellenden geschrieben.
Die wissenschaftliche Begründung für die Maskenpflicht war ausgesprochen dünn und schwammig (der Virologe Drosten hielt sie immerhin für eine „Geste der Höflichkeit“), aber es gab sie einfach, und es gibt sie bis heute. Mein Schlüsselerlebnis war eine Fahrt mit der Fähre auf die dänische Insel Fanö, auf welcher mich der Kapitän persönlich aufforderte, auf dem Oberdeck meine Maske zu tragen – bei Windstärke 8.
Dann kamen die Testungen. Auch hier gab es Streit, an den Schulen und am Arbeitsplatz. Denn da nie eine offizielle Testpflicht bestanden hat, wurde es den Arbeitgeber und Schulleitungen überantwortet, diese durchzusetzen. Was die Regierung nicht regelt, regeln die Behörden oder die Privatwirtschaft. Und was diese nicht regelt, regelt der Gruppendruck. Denn wer sich in der Schule nicht testen lassen wollte, musste sich dafür rechtfertigen, nicht umgekehrt. Und wenn man die Kinder entlasten wollte, suchte man die Schuld bei den Eltern.
Nun haben wir die Impfung, und die Gesellschaft spaltet sich erneut – in Geimpfte und Ungeimpfte. Und nicht nur der Ton hat sich verschärft, es geht auch sonst im wahrsten Sinne des Wortes ans Eingemachte: Konnte man anfangs noch über Meinungen und Ansichten streiten, dann über Masken (die freies Atmen erschweren), danach über Testungen (bei welchen immerhin in die Atemwege eingegriffen wird), so geht es inzwischen um Eingriffe in den Blutkreislauf.
Ich muss zugeben, dass ich der Impfung gegenüber von Anfang an ein ähnlich mulmiges Gefühl hatte wie bei den behördlichen Betretungsverboten. Wie fühle ich mich an unsere Deutsche Historie erinnert – und gab es nicht mal einen Nürnberger Kodex, der Massenexperimente an Menschen verbietet? Es ist offenbar außer Acht geraten, dass die Stoffe, die derzeit massenhaft verimpft werden, sich immer noch in klinischer Erprobung befinden und nicht vollständig zugelassen sind. Vor diesem Hintergrund wundert mich sehr, wie beharrlich die Bundesregierung betont, die Impfstoffe seien „sicher“ (woher wissen sie das nach so kurzer Zeit?). Zumal scheint sie keine Alternative zu sehen, wie wir in die Normalität zurückkehren können – außer durch die Impfung.
Darum geht es jetzt folgerichtig gegen die „Impfgegner“. Damit sind Menschen gemeint, die ernste Vorbehalte gegen die neuartigen Verfahren der mRNA-Technologie haben. Diese Technologie findet unsere Bundesregierung jedoch augenscheinlich so zwingend, dass Ungeimpfte fortan
– nicht mehr in Restaurants sitzen dürfen
– keine Kulturveranstaltungen besuchen dürfen
– nicht mehr in bestimmten Berufen arbeiten dürfen
– keine Schule besuchen dürfen
– möglicherweise öffentliche Verkehrsmittel nicht mehr nutzen dürfen
– im Quarantänefall keinen Lohn erhalten (was bei 14 Tagen einem halben Monatslohn entspricht)
Schon jetzt gibt es Pläne, Ungeimpfte in spezielle Einrichtungen einzuweisen (Lager?). Wir könnten jetzt unserer Phantasie freien Lauf lassen, wo das noch alles hinführen könnte. Und ich wundere mich, dass beharrlich geleugnet wird, dies lasse sich mit unserer Deutschen Geschichte vergleichen.
Man könnte sich als Gesellschaft leicht darauf einigen, dass eine erfolgreiche Impfkampagne eine Möglichkeit ist, die Pandemie zu bewältigen. Leider ist das nicht der Fall. Schauen wir uns jene Länder an, welche die höchsten Impfquoten aufweisen – Island, Israel, Gibraltar, Großbritannien -, zeichnet sich eine beunruhigende Tendenz ab: Es scheint, als würden sich Geimpfte genauso leicht infizieren und erkranken wie Ungeimpfte. Und es scheint sogar, als würde die Immunabwehr durch die Impfung nicht gestärkt, sondern sogar geschwächt! (Infektionsverstärkende Antikörper)
Auch hier könnte die Gesellschaft sich verständigen und die neuen Erkenntnisse zum Anlass nehmen, die Lage neu zu bewerten. Dies wird aber nicht getan. Statt dessen werden sogar Nobelpreisträger, die ihre Bedenken vortragen, von ihren Professuren enthoben (link).
Aber was ist, wenn sich die Befürchtungen bestätigen? Dann könnte sich zum Herbst/Winter alles plötzlich ins Gegenteil verkehren: Geimpfte, die sich in falscher Sicherheit wiegen, würden unwillkürlich zum Treiber der Pandemie. Und aufgrund geschwächter Immunreaktion wären sie einer Grippewelle möglicherweise schutzlos ausgeliefert. Die Ungeimpften hingegen hätte man derart vom gesellschaftlichen Leben ausgeschlossen (z.B. interniert), dass sie bestens geschützt sind.
Ich kann das alles nicht beurteilen. Aber ich bin mir eben auch nicht sicher, ob diejenigen, die in der Verantwortung stehen, wirklich wissen, was sie da tun. Und ich würde mich wesentlich wohler fühlen, wenn solche Einwände, wie man sie von manchen Seiten („der Wissenschaft“) hört, sorgfältig geprüft werden, anstatt stur den aufgestellten Plan durchzuziehen.
Wenn es nun so käme, wie oben beschrieben – dass die Impfung uns nicht die Erlösung bringt, sondern neue Probleme – würden wir uns nicht alle betrogen fühlen? Die Geimpften, dass man ihnen falsche Versprechungen gemacht hat, die weder zur Rückkehr in die Normalität verhelfen noch einen sicheren Schutz vor Infektion bieten. Und die Ungeimpften, dass man sie ohne Not einem moralischen, gesellschaftlichen und finanziellen Druck ausgesetzt hat, dem sie nur unter Inkaufnahme persönlicher und beruflicher Einschränkungen standhalten konnten?
Sollten wir uns da nicht am besten wieder vertragen? Und zusammentun? Um diesem ganzen menschenunwürdigen Treiben Einhalt zu gebieten?
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