Liebe Mitmenschen,

Wir müssen jetzt sehr stark sein. Denn der zweite Corona-Winter naht, und vielleicht ahnen wir schon, was uns blüht. Der erste brachte uns jedenfalls einen Dauer-Lockdown, und zwar ganz besonders für Kultur und Gastronomie. Dieses Mal könnte es kaum anders sein, denn obwohl es lange hieß, dass es nie wieder dazu kommen sollte, ist der Lockdown in aller Munde. Mit einem Unterschied: dieses Mal soll er nur die Minderheit der Ungeimpften treffen. Warum eigentlich?

Im Frühjahr hatte es noch geheißen, die Pandemie sei beendet, wenn alle BürgerInnen ein Impfangebot bekommen haben. Denn allein durch die Impfung sollten wir unsere Normalität und damit unsere Freiheit vollumfänglich wiedererhalten – so das Versprechen der Regierung. Was ist aus diesem Versprechen geworden?

Wenn „Normalität“ bedeutet, dass wir wieder in Restaurants und Konzerte gehen dürfen, dann ist diese seit kurzem an strenge Bedingungen geknüpft. Und diese haben irgendwie immer mit Überwachung zu tun. Aktuell sieht unsere Normalität so aus, dass wir nur dann „normal“ einkaufen, Bahn fahren, essen gehen oder Kultur erleben können, wenn wir Gesundheitsnachweise vorlegen. Abstandsregeln und Maskenpflicht gelten weiterhin so gut wie überall. Vor diesem Hintergrund darf man fragen: Was denn, bitte, hat uns nochmal die Impfung gebracht?

Die so genannten „Inzidenzwerte“ – gemeint sind Menschen, die ein positives Testergebnis erhalten haben – sind so hoch wie nie. Und zwar ausgerechnet dort, wo besonders viel geimpft wurde. Inzwischen dürfte klar geworden sein: Geimpfte erkranken ebenfalls und geben das Coronavirus weiter. Die Erlösung der Menschheit von der Geißel Corona durch die Impfung findet nicht statt.

Wir sind enttäuscht.

Was ist geschehen? Haben wir vielleicht zu viel erhofft, oder zu viel erwartet? Hat man uns zu viel versprochen? Oder haben wir uns einfach getäuscht? Oder täuschen lassen?

Wir hätten das Recht, enttäuscht zu sein.

Man kann jedenfalls nicht behaupten, dass nicht alles versucht worden wäre. Wir haben harte Maßnahmen akzeptiert, Einschränkungen in unserem kulturellen und wirtschaftlichen Handeln hingenommen, wir haben zugelassen, dass unsere Kindern durch Schulschließungen in ihrer persönlichen Entwicklung behindert wurden. Und schließlich müssen wir erleben, dass mit aller Gewalt ein Massenexperiment mit neuartigen mRNA-“Impfstoffen“ (vor einigen Jahren hat man im Zusammenhang mit dieser Technologie noch von „Gentherapien“ gesprochen) an einem Großteil der Bevölkerung durchgeführt wird. Und: Haben all diese Maßnahmen die gewünschte Wirkung erbracht?

Derzeit kann man noch nicht abschließend sagen, ob das Experiment erfolgreich war oder krachend gescheitert ist. Doch lässt sich ganz leicht und ohne wissenschaftliche Fachkenntnisse feststellen, dass sich die versprochene Wirkung – uns die Normalität wiederzugeben – nicht eingestellt hat.

Und darum haben wir ein Recht darauf, ent-täuscht zu sein.

Auch die Politik, die unter hohem Einsatz und mit großem Risiko dieses Experiment mitgetragen hat, hat ein Recht, ent-täuscht zu sein. Sie hat ihre ganze Hoffnung – und Glaubwürdigkeit – in die Pharmaindustrie gesetzt und Milliarden von Steuergeldern in Fördermittel sowie die Beschaffung von Masken, Tests und Impfstoffe investiert. Momentan möchte sie sich ihrer Ent-täuschung offenbar nicht stellen. Daher wird wohl auch versucht, dieses Experiment auf Biegen und Brechen so lange fortzusetzen, bis es irgendwann hoffentlich gelingt – unter ständig sich verschärfenden Bedingungen.

Dies sollte die Politik nicht tun. Sie muss es auch nicht tun. Denn sie hat ebenfalls das volle Recht, ent-täuscht zu sein.

Wir alle haben dieses Recht. Nehmen wir es in Anspruch, müssen wir nicht böse aufeinander sein, einander keine Schuld geben. Wir haben es versucht. Wir können einander verzeihen und neu anfangen.

* * *

Worin könnte nun die Täuschung bestehen, der wir möglicherweise alle gemeinsam aufgesessen sind? Doch wohl vor allem darin, dass man der Meinung war, ein Virus ließe sich allein mit technologischen Mitteln besiegen. Dieser – offenbar weit verbreitete – Allmachtsanspruch der modernen Wissenschaft hat sich in diesem Fall als Irrweg erwiesen.

Es ist ein Irrglaube, mit genügend Technologie und Überwachung könne man eine Pandemie in den Griff kriegen. Dahinter verbirgt sich eine Täuschung: dass wir durch mehr Überwachung mehr Freiheit zurückerlangen. Man möge sich in diesem Zusammenhang die „Sicherheitsgesetze“ ansehen, die 11. September 2001 erlassen wurden. Obwohl heute kaum noch von Terror gesprochen wird, ist kein einziges dieser Gesetze je zurückgenommen worden.

Dies sollten wir bedenken, wenn wir im Zuge der Pandemiebekämpfung Überwachungsmaßnahmen diskutieren. Denn auf den Impfpass folgt die Bürger-ID, zunächst auf nationaler Ebene, dann EU-weit und schließlich werden wir zu globalen gläsernen BürgerInnen, die überall erfasst werden und nirgendwo mehr hingehen können, ohne dort überwacht zu werden. Dies ist alles längst geplant, und die Pläne befinden sich, durch die Pandemie beflügelt, in der Umsetzung.

Dass dies nur zu unserer Sicherheit geschieht, kann man glauben und hoffen, aber auch diese Hoffnung kann ent-täuscht werden. Denn es wird in Zukunft stark darauf ankommen, wer die Macht über solche Technologien hat und ob die Machthaber sie im Guten zu nutzen verstehen.

Ganz ähnlich sieht es mit der Impfung aus: Verglichen mit der Geschwindigkeit, in der die neuartigen Impfstoffe entwickelt und in Verkehr gebracht wurden, wird eine geradezu biblische Hoffnung in sie gesetzt. Ist es nicht ein gefährlicher Irrweg, dass die gesamte Pandemiebewältigung inzwischen allein auf die Impfung reduziert wird? Denn hält diese nicht, was sie verspricht – und danach sieht es aus – bleibt nichts mehr übrig als Ent-täuschung.

Wir haben das Recht, ent-täuscht zu sein, dass wir umfassende Einschränkungen hingenommen haben, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten, die Politik aber nichts unternommen hat, um es zu stärken, sondern es im Gegenteil weiter geschwächt hat. Wir dürfen ent-täuscht sein, dass vor und sogar während der Pandemie aus wirtschaftlichen Erwägungen Intensivbetten abgebaut wurden. Und wir dürfen ent-täuscht sein, dass nichts unternommen wurde, um dem Krankenhaus- und Pflegepersonal bessere Arbeitsbedingungen und bessere Bezahlung zu bieten.

Wir haben alle Fehler gemacht. Und es sollte nicht als Schande gelten, sich dies einzugestehen. Ganz im Gegenteil, es wäre eine Schande, wenn niemand dazu bereit wäre. Dann würden sich die Fronten weiter verhärten, und gegenseitige Schuldzuweisungen würden es der jeweils anderen Seite noch schwerer machen, wieder aufeinander zuzugehen.

Jens Spahn hat relativ früh gesagt: „Wir werden einander viel verzeihen müssen“. Ich verstehe zwar nicht genau, warum er vom „Müssen“ gesprochen hat. Aber wenn sich alle an den Rest seines Satzes hielten, wäre schon viel gewonnen.

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