Über Christian G. Nagel

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Bisher hat Christian G. Nagel, 47 Blog Beiträge geschrieben.

Vor Corona sind alle gleich – wirklich?

Eine Chance für Demokratie, Freiheit und Menschlichkeit in Pandemiezeiten Seit März wird in Deutschland durchregiert. Wichtige, die ganze Bevölkerung betreffende Maßnahmen werden in kleinen Kreisen beschlossen, Diskussionen werden unterbunden, abweichende Vorschläge, auch von Experten, mit Hilfe der Medien diffamiert. Über die Landesregierungen wird auf Kommunen, Behörden und Bildungseinrichtungen herab durch Verordnungen alles Mögliche durchgesetzt. Die Empfänger dieser Verordnungen werden mit den oft sehr kurzfristig und lückenhaft kommunizierten Maßnahmen auf Trab gehalten. Und eine scheinbar überwältigende Mehrheit stimmt dem zu – schließlich geht es um „Gesundheit“. Immer wieder ist zu hören, dass die Pandemie alle gleichermaßen betrifft, dass „vor Corona alle gleich sind“. Darüber kann ich mich nur wundern. Und noch mehr darüber, dass noch kaum größere Debatten darüber geführt werden. Dabei wäre es eine große Chance, diese Gleichheit tatsächlich einzufordern – gerade angesichts des zweiten Lockdowns. Dazu müsste man allerdings die Kommunikation wieder vom Kopf auf die Füße stellen und [...]

Von |2021-10-08T22:29:12+02:001. November 2020|

Chorsingen in Zeiten von Social Distancing (3) – mit dem Abstand experimentieren

Nun leben wir bereits drei Monate unter den Maßnahmen zur Eindämmung der Pandemie, und es scheinen sich Muster zu stabilisieren, unter denen wir vermutlich noch viele weitere Monate zu leben haben. Chorsingen wird neben vielen anderen gemeinschaftlichen Tätigkeiten nur unter strengen Hygieneauflagen – und unter Abstand – möglich sein. Der dafür gebräuchliche Begriff social distancing erscheint mir dabei immer unglücklicher, je mehr ich über ihn nachdenke. Schließlich geht es ja dabei nicht um gesellschaftliche Distanzierung (oder gar Ausgrenzung – etwa von Risikogruppen?), sondern um rein körperliches Abstandhalten. Dass das eine mit dem anderen jedoch eine starke Beziehung eingehen kann, ist aus der Soziologie seit Georg Simmel bekannt. Für musizierende Gemeinschaften muss reines Abstandhalten kein Problem sein. Problematisch wird es erst dann, wenn durch die Distanzierungsmaßnahmen der soziale Zusammenhalt auf Eis gelegt wird: Man trifft sich nicht mehr, man hört nichts mehr voneinander … irgendwann hört die Gemeinschaft auf zu existieren [...]

Von |2021-09-12T22:51:57+02:0017. Juni 2020|

Einspruch – für Menschenrechte

Inmitten der ganzen Wirren um die Verordnungen und den rechten Umgang mit der Pandemie machte ich mir Sorgen darum, ob die Einschränkungen der Grundrechte verhältnismäßig waren. Nach der Lektüre der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte hielt ich es für geboten, musikalisch daran zu erinnern: "Alle Menschen haben das Recht, sich friedlich zu versammeln und sich zu Vereinigungen zusammenzuschließen." (Art. 20) Ein von mir sehr geschätztes A cappella-Quintett hat das Stück einstudiert. Zur Aufführung kam es leider nicht - man wollte nicht mit "Querdenkern" in Verbindung gebracht werden ... Einspruch-Artikel20  

Von |2021-09-12T22:51:09+02:0020. Mai 2020|

Konzertleben unter katastrophischen Bedingungen (2) – Aus der Krise, hinein in eine kontraktive Konzertkultur

Man könnte meinen, dass man heutzutage als Musiker im Krisenmodus nur zwei Auswege hat: ins Internet oder den Untergrund zu gehen. Ich stelle mir gelegentlich ein dystopisches (jedoch nicht völlig unrealistisches) Szenario vor, bei dem Theater- oder Kammermusikaufführungen nur unter strengster Geheimhaltung hinter verschlossenen Türen – und damit unter ähnlich illegalen, kriminalisierten Bedingungen wie verbotenes Glücksspiel, Drogenhandel etc. stattfinden können. Dies hat, in aller Tragik, auch etwas zutiefst Romantisches: wir riskieren unser Leben für die Kunst. Ähnlich dystopisch kommt mir der aktuelle Trend vor, so gut wie alles, was bisher in direkter Begegnung mit MusikerkollegInnen und dem Publikum stattfinden konnte, ins Internet zu verlagern. Was ich in der Anfangsphase des Lockdowns als rührenden Versuch wahrgenommen habe, Lebenszeichen zu senden, Mut zu machen und irgendwie im Gespräch zu bleiben, bereitet mir inzwischen einiges Unbehagen: Und zwar besonders, wenn in diesem Zusammenhang vorschnell von einer „neuen Normalität“ gesprochen wird, an die wir [...]

Von |2021-11-12T19:50:06+01:0011. Mai 2020|

Chorsingen in Zeiten von Social Distancing (2) – Ansagen, nicht Absagen!

Vor etwa einem Monat habe ich mir erste Gedanken über den gegenwärtigen Stillstand des kulturellen Lebens gemacht. Jetzt denke ich, dass den Gedanken Taten folgen sollten. Wir haben erst Ostern abgewartet, dann noch bis zum Monatsende April: Gelockert hat sich kaum etwas, und für die Musikszene überhaupt nichts. Schaut man heutzutage in die einschlägigen Kulturportale und Feuilletons, liest man nichts als Absagen. Ich finde, es ist Zeit für ein paar Ansagen. Erste Ansage: Singen ist nicht verboten! Der MGV Zarten veranstaltet jedes Jahr ein Maisingen: die Sänger gehen von Haus zu Haus und singen Mailieder und Schlager als Ständchen für ihre treuen Zuhörer und Unterstützer. Auch dieses Jahr soll es stattfinden, und zwar so: Vorstand und Chorleiter werden zu zweit unterwegs sein – soviel ist in der Öffentlichkeit erlaubt - und die Lieder zweistimmig zu Gehör bringen. Darüber hinaus ist es gut möglich, dass sich weitere Sänger zufällig in der [...]

Von |2021-09-12T22:50:24+02:002. Mai 2020|

Chorsingen in Zeiten von Social Distancing (1) – Vorschlag für eine Exit-Strategie

Es mag auf der Hand liegen, dass Social Distancing und Chorsingen einander weitgehend ausschließen. Wie weitgehend, darüber lohnt es sich allerdings nachzudenken. Denn derzeit vermag niemand mit Gewissheit zu sagen, wann das Chorwesen in seiner uns bekannten und vertrauten Form wieder aufleben kann. Schon jetzt dürfte klar sein, dass ein ansteckendes Virus, das sich über „Tröpfcheninfektion“ verbreitet, für den gemeinschaftlichen Gesang (und nicht nur dort, wo man sich um deutliche Aussprache bemüht) eine Katastrophe ist. Selbst wenn irgendwann die Versammlungsverbote wieder aufgehoben und Teilnehmerbeschränkungen nach und nach wieder angehoben werden sollten, wird es noch eine ganze Weile dauern, bis sich die Mitglieder eines Chores wieder zu ihren regelmäßigen Zusammenkünften trauen (vom Publikum ganz zu schweigen). Man hat sich ja inzwischen daran gewöhnt, dass größere Ansammlungen von Menschen irgendwie gefährlich sind. Ich bin ein nahezu grenzenloser Optimist und glaube gern daran, dass irgendwie, irgendwo, irgendwann alles wieder gut wird. Aber: Wir [...]

Von |2021-09-07T08:08:09+02:004. April 2020|

Konzertleben unter katastrophischen Bedingungen

Ich bin ein durch und durch optimistischer Mensch und glaube fest daran, dass irgendwie, irgendwo, irgendwann alles wieder gut wird. Aber ich stimme dem zu, was derzeit viele MusikerInnen in Kulturmagazinen und Feuilletons ausdrücken: Die Stilllegung des öffentlichen Lebens ist eine Katastrophe für das Musikleben. Die Katastrophe besteht nicht nur darin, dass auf Monate Konzerte und Festivals abgesagt wurden, welche den Ziel- und Höhepunkt monate- und jahrelanger musikalischer Arbeit darstellen. Sie besteht auch darin, dass der Kontakt der MusikerInnen zu ihrem Publikum vermutlich für noch längere Zeit unterbochen wird. Denn dieses gewöhnt sich gerade an den Gedanken, dass größere Ansammlungen von Menschen irgendwie „gefährlich“ sind. Die weitaus größte Katastrophe scheint mir jedoch zu sein, dass es völlig in den Sternen steht, wann und wie eine geordnete Rückkehr zum normalen Konzertbetrieb möglich ist. Und ob dieser in der bekannten Form überhaupt noch möglich ist. Selbst wenn man sich dazu entschließen sollte, [...]

Von |2021-09-07T08:14:12+02:002. April 2020|
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