IMPROVISATION und KOMPOSITION

Improvisation ist eine ganz und gar menschliche Tätigkeit. Sie bezieht alles Fühlen, Denken und Wissen spontan aufs Handeln. Sie ist also genuin ganzheitlich.

Die Formel „nach bestem Wissen und Gewissen“ ist ihr Leitmotiv – das Beste ist ausschlaggebend. Sie verwirft das Negative, Zerstörerische, verwendet wird nur solches, was aufbaut, schöpferisch ist. Daher ist Improvisation eine lebensbejahende, lebendige Tätigkeit.

Improvisation und Komposition verhalten sich zueinander wie Fluss und Form. Als Komponist versuche ich den Fluss meiner Gedanken in eine Form zu bringen (und viele würden sagen, dass ihnen eine feste Form Halt und Sicherheit gibt). Als Improvisator weiß ich, dass Musik (als Zeit-Kunst) zwar zur Ruhe, aber nicht zum Stillstand kommen darf.

Komponisten müssen sich natürlich ebenfalls am Fließen ihrer Ideen orientieren, wobei immer eine Ungleichzeitigkeit existiert: selbst wenn der Komponist sein Werk in seiner Vorstellung in Echtzeit erleben sollte, dauert es um ein Vielfaches länger, das alles zu notieren, um es für andere erlebbar zu machen (dieser Gedanke führte Stockhausen zur Abfassung seiner Konzepte).

Ein kurzer Seitenblick auf eine ganz andere Musikkultur: In der indischen Musik gibt es kein Werk, sondern ein Raga (eine Skala), welche durch die Tala (den Rhythmus) strukturiert wird. Der Rhythmus ist wie das Boot, mithilfe dessen wir den Fluss der Tonalität – der in Ewigkeit fließt – für die Dauer einer musikalischen Aufführung überqueren.

Improvisation und Komposition verhalten sich also in etwa so zueinander: Improvisation stellt die Verbindung mit einem überzeitlichen Fluss her (der auch als Flow erlebt werden kann) – wo kein Boot zur Verfügung steht, ist der Sprung ins kalte Wasser gefordert. Und Komposition bildet den Rahmen, in dessen Begrenzungen Bewegungen des unendlich fließenden Stroms der Kreativität gebannt, bewahrt und für die Ewigkeit zur Nutzung bereit gestellt werden.

Physikalisch gesehen ist Improvisation flüssige und Komposition feste Form.

Sollte die Quelle der Musik tatsächlich Inspiration (Be-Geisterung, das Spirituelle) sein, sind Improvisation und Komposition nur unterschiedliche Aggregatzustände ihrer Manifestation.

Praktisch und weniger abgehoben ausgedrückt: Wer auf der Suche nach Form und Struktur ist, wird komponieren – wer das Fließen bevorzugt, wird improvisieren. Und wer beides liebt, wird beides pflegen.

Auch als Interpret habe ich mich mit beidem auseinanderzusetzen: einer überzeugenden Gestaltung der Form und einem möglichst natürlich wirkenden Fließen. Daher ist es wünschenswert, schon beim Üben möglichst oft einen Flow zu erleben. Denn wie sonst kann in einer Aufführung ein natürliches Fließen suggeriert werden, wenn der Interpret dies niemals erlebt hat?

Das Geheimnis der pianistes-compositeurs erschließt sich mir als eine Dreiheit aus Interpretation – Improvisation – Komposition: Aus Improvisationen können Kompositionen werden – das natürliche Fließen wird in eine Struktur eingebunden. Kompositionen werden interpretiert, wodurch in der Aufführung das natürliche Fließen wieder freigesetzt wird und es so frisch klingt, als sei es gerade spontan erfunden worden.

Die Dreiheit Interpretieren – Improvisieren – Komponieren ermöglicht somit jedem Pianisten das volle und ganzheitliche Erleben des ewig fließenden Stroms der Kreativität.

Und wenn sich nicht jeder diesem Wagnis aussetzen mag? Möge jeder individuell entscheiden, was zu ihm/ihr passt. Ich denke aber, dass zunächst jeder die Möglichkeit haben sollte, alles zu probieren, um das wirklich beurteilen zu können …

 

IMPROVISATION

 

I. Freie Improvisation (Luzerner Modell) bzw. Intuitive Musik (Stockhausen)

Freie Improvisation ist kein Musikstil, sondern eine Methode zur Generierung von Musik“ (Mäder, Meyer, Unternährer)

Freie Improvisation ist „nicht Arbeit am musikalischen Werk, sondern am musikalischen Selbst“ (Ernst Ludwig Hübsch)

Man muss sich nur Zeit lassen, hineinzuhorchen in den Grund, in welchem Selbst, Bewusstsein und Ton sich einig sind.“ (Michael Vetter)

Übung: Karlheinz Stockhausen „ES“ (Nicht-Denken, Nicht-Zensieren, Nicht-Kontollieren)

Übung: Miniaturenreihe (Fasslichkeit durch klar definiertes Material)

 

II. Stilgebundene Improvisation (z.B. Barock, Klassik, Romantik, Impressionismus, Jazz, Pop, Weltmusik u.v.m.)

Die stilgebundene Improvisation könnte man mit dem Erlernen von Sprachen vergleichen. Musikalischen Sprachen unterscheiden sich nicht nur regional, sondern auch epochal. Wie auch jede Sprache Laute, eine Grammatik, Redewendungen/Idiome und Formenlehre kennt, so gibt es diese auch in der Musik:

a) stiltypische Melodik (Skalen und Ornamente)
b) stiltypische Harmonik (Kadenzen und Sequenzen)
c) stiltypische Rhythmen (Tänze und Grooves)

Je nachdem in welchem Stil man improvisieren will, z.B. ein barockes Menuett oder ein argentinischer Tango, ist es nötig, sich zuvor klarzumachen, welches melodische, harmonische und rhythmische Material diesem Stil zugrunde liegt.

Übung: Melodieimprovisation (z.B. dorisch, pentatonisch, Blues) – die Möglichkeiten einer Skala erkunden

Übung: Harmoniemodelle (z.B. I-IV-V-I, Quintfallsequenz, II-V-I) – Greifen und Begreifen von Stimmführung / Voicings

Übung: Tanzrhythmen und Grooves (z.B. Menuett, binäre Pop-Grooves, ternärer Swing)

 

III. Anwendungen von Improvisation:

1) Improvisation – Literaturspiel:

* Ein vorbereitendes Präludium kann als Einstimmung und Vorbereitung dienen, und zwar physisch, seelisch und mental, je nachdem wo der eigene spontane Schwerpunkt liegt: es kann zur eigenen Entspannung dienen, zum Bewusstwerden der Atmung, des Spielgewichts, der körperlichen (und psychischen) Energien, zum Hineinversetzen in den Komponisten (und seine Zeit), aber auch zur mentalen Vorbereitung auf schwere Stellen, bestimmte Tempi, Charakter des Werks etc. Die Improvisation kann dabei eine schrittweise Annährung darstellen.

a) improvisierte Übungen (Skalen, Terzen, Sexten, Oktaven, Arpeggi etc.)
b) Präludium zu einem Stück (z.B. als Einstimmung)
c) Überleitung zwischen Stücken

* Viele Stücke enthalten Improvisationen, sind auskomponierte Improvisationen oder bieten Gelegenheit zur Improvisation (z.B. in Barock oder Klassik):

a) Spielen Sie auskomponierte Improvisationen / Auszierungen und variieren Sie auf deren Grundlage

* An jedem Stück lassen sich vielfältige Modulationen vornehmen, die den Lösungsraum im Sinne des Differenziellen Lernens abtasten:

a) Improvisieren Sie über ein Pattern / eine Kadenz aus einem Stück;
b) „steigen Sie aus“ und phantasieren Sie frei weiter
c) entwickeln Sie einen Aspekt des Stücks improvisatorisch weiter
d) einen Teil des Stücks „normalisieren“
e) Bei Fermaten können Kadenzen, Einschübe oder Eingänge gespielt werden
f) stilistisch modulieren, transponieren etc.

 

2) Improvisation – Blattspiel (=> wird später behandelt)

 

3) Improvisation – Generalbass (wird im Wesentlichen später behandelt)

Ein während des Improvisierens „gefundenes“ Bass- oder Harmoniemodell kann sehr schnell notiert und damit bewahrt und gleichzeitig offen gehalten werden. Es kann je nach Satz mit oder ohne Ziffern notiert werden, bzw. auch wechselnd im Bass- oder Violinschlüssel. Alternativ oder ergänzend dazu können auch Akkordsymbole verwendet werden (s.u.)

a) „gefundenes“ Bass- oder Harmoniemodell in GB oder Partimento notieren

 

4) Improvisation – Leadsheet (wird im Wesentlichen später behandelt)

Eine während des Improvisierens „gefundene“ Melodie oder ein Harmoniemodell kann sehr schnell notiert und damit bewahrt werden. Es kann je nach Satz nur die Melodie mit oder ohne Akkordsymbole notiert werden, oder auch nur die Akkordsymbole. Alternativ oder ergänzend dazu können auch GB-Ziffern verwendet werden (s.o.)

a) „gefundene Melodie“ als LS notieren, mit oder ohne Akkordsymbole
b) „gefundenes Harmoniemodell in Akkordsymbole notieren

 

5) Improvisation – Audio-Transkription (wird im Wesentlichen später behandelt)

Improvisation, gerade im Ensemble, setzt hohe Fähigkeiten im Hören und Zuhören voraus.

* Ein erster Schritt dazu wäre eine Angewandte Gehörbildung bzw. Improvisierende Gehörbildung am Klavier, bei der bewusst mit Klängen (Intervallen, Akkorden, Lagen/Umkehrungen etc.) experimentiert wird und man sich so mit diesen „vertraut“ macht.
* Dasselbe kann daraufhin im Duo an zwei Klavieren (soweit vorhanden) gemacht werden. Es kann sich zu zweit eine Improvisation entwickeln, bei der man auf das Material des Partners imitierend oder entwickelnd Bezug nimmt.
* Es können auch Begleitung und Soli aufgeteilt werden (der eine Spiele muss dabei nicht wissen, welche Harmonien der andere verwenden wird!).
* Steht kein zweiter Spieler zur Verfügung, kann auch zu einer Aufnahme improvisiert werden.
* Eine weitere Möglichkeit ist, eigene Improvisationen aufzunehmen und anhand der Aufnahme nachzuspielen.

a) Improvisierte Gehörbildung, alleine oder im Duo an zwei Klavieren
b) Duo-Impro, gegenseitiges Nachspielen (imitierend und entwickelnd)
c) Duo-Impro mit Aufgabenteilung (Begleitung und Solo)
d) Improvisation zu einer Aufnahme
e) Impro aufnehmen und später nachspielen

 

6) Improvisation – Arrangement (wird im Wesentlichen später behandelt)

Ähnlich wie beim Komponieren kann die Improvisation eine Vorarbeit zum Arrangieren sein: verschiedene Satztechniken und deren Kombination können improvisatorisch erprobt werden, bevor eine Auswahl getroffen wird und die Fixierung der Details erfolgt. Bei der Arbeit an einem Lied oder Song betrifft dies vor allem die Anordnung der Melodie- und Begleitstimmen. Letztere können zunächst frei improvisiert werden (Kontrapunkt!), danach verschiedene Harmonisierungen probiert werden. Nach Auswahl der besten Versionen steht die Sortierung dieser in einen schlüssigen dramaturgischen Formverlauf.

a) Freies Improvisieren über eine Melodie
b) Erfinden von Neben- und Begleitstimmen
c) Harmonisierungen der Melodie
d) Probieren verschiedener Anordnungen der Melodie- und Begleitstimmen
e) Entwurf eines formalen Ablaufs

 

7) Improvisation – Partiturspiel (wird später behandelt)

 

8) Improvisation – Ensemblespiel

Durch ihren (völligen) Verzicht auf Noten ermöglicht die Improvisation eine Verlagerung der Aufmerksamkeit zugunsten des Hörens. Sind zudem, wie bei der Freien Improvisation, keine Spielstrukturen vorgegeben, werden die Spielpartner, die den Verlauf der Musik gemeinsam gestalten, noch stärker voneinander abhängig. Es ist daher empfehlenswert, freie und stilgebundene Improvisation mit möglichst wenigen und einfachen Vorgaben, im Ensemble zu üben.

a) Freie Improvisation im Ensemble (mit und ohne Konzept)
b) stilgebundene Improvisationen mit klar verteilten Rollen (Melodie und Begleitung, wechselnde Soli etc.), z.B. modal (Bordun), Four-Chord-Song, Triosonate, Jazz-Trio

Eine große Chance für den Instrumentalunterricht, welcher Improvisation einbezieht, sehe ich in der Rolle des improvisierenden Lehrers: die Studierenden spielen selten allein, sind immer in ein musikalisches Geschehen eingebunden, das der Lehrer je nach Situation der Studierenden flexibel lenken kann.

 

9) IMPROVISATION – KOMPOSITION

Hier entsteht eine erste Schnittstelle zwischen den beiden heute thematisierten Disziplinen – sie entspricht dem Übergang von Fließen in Struktur / Form.

Viele Komponisten haben ihre Werke aus Improvisationen entwickelt (z.B. Haydn), viele Werke tragen entsprechende Titel (Fantasia, Toccata, Rhapsodie, Impromptu etc.). Da in einer Improvisation häufig keine Form vorausgesetzt wird, ergibt sich diese eher spontan oder zufällig: formale Entscheidungen werden im Spielprozess getroffen.
Es ist möglich, eine Improvisation nachzubearbeiten und dadurch in Form zu bringen, oder einen Teil der Improvisation als Grundlage einer Neukomposition zu verwenden (dies kann auch eine einzelne Idee oder ein Aspekt sein).
Improvisation kann aber auch ein reines „Suchen“ nach kompositorischen Ideen sein.

a) Improvisieren auf der Suche nach kompositorischen Ideen
b) Arbeiten Sie einen Aspekt Ihrer Improvisation aus
c) Bringen Sie Ihre Improvisation nachträglich in Form

 

KOMPOSITION

 

Vorbemerkung: Es kann nicht Gegenstand eines Seminars sein, eine umfassende Kompositionslehre en miniature zu liefern. Doch auch in aller Kürze sollte es möglich sein, 1) ein Gefühl für die vielen Vorteile zu erwerben, die eigene Einblicke in kompositorisches Tun bieten, 2) Ideen für möglichst niedrigschwellige Einstiege ins Komponieren aufzuzeigen, die uns vor dem größten Hemmnis befreien: dem Vergleichen mit den großen Meistern…

Denn es stehen doch gerade vor dem Sensiblen die Meisterwerke in ihrer Vollkommenheit in abweisender Größe“ (Diether de la Motte)

Es soll keinesfalls unser Anspruch sein, Meisterwerke zu schreiben, sondern kleinste Schritte zu unternehmen, in völliger Freiheit und ohne Angst …

 

I. Freie Komposition („Neue Musik“, „Avantgarde“, „Gegenwartsmusik“)

Übung: Geräuschkomposition: Verzichten Sie auf Töne und gehen Sie auf der Suche nach anderen Klängen, die sich dem „Möbelstück Klavier“ (Helmut Lachenmann) entlocken lassen.

Hans Zender beschreibt in Komponieren heute einen Ansatz, bei welchem auf einen beliebigen Punkt in Raum und Zeit (z.B. ein Tempelritual im Japan des 14.Jh.) zurückgegriffen wird und als Ausgangspunkt für ein neues Werk genommen wird.

Übung: Gedankenspiel über einen Entwurf / eine Skizze einer Komposition nach Zenders Ansatz (z.B. anlässlich des Beethoven-Jahrs) – Methode: Brainstorming, freies Assoziieren

Übung: Komposition eines Haiku (5-7-5 Töne oder Klänge/Aktionen). Als Zwischenstufe kann ein Haiku gedichtet und danach in Töne übersetzt werden – Methode: Kreatives Schreiben

 

II. Stilgebundene Komposition (= historischer Tonsatz)

Welche Einfälle haben die Finger der Instrumentalisten?“ (Diether de la Motte)

Übung: Lassen Sie ihre Finger „laufen“. Möglicherweise spielen Sie dabei Dinge, die Sie schon zuvor gespielt haben und die aus bereits studierten Werke stammen können. Zerlegen Sie diese in ihre Bestandteile (Melodie, Harmonik, Rhythmus etc.) und ersetzen Sie diese durch variiertes oder eigenes Material.

 

III. Songwriting

Übung: Komposition eines Four-Chord-Songs: Auswahl von vier Harmonien, unterlegt durch einen einfachen Pop-Groove, dann Finden einer Melodie, die zum Harmonieschema passt. Ein B-Teil und ggf. C-Teil („Bridge“) können nach derselben Methode gebaut werden.

 

IV. Anwendung von Komposition:

1) KOMPOSITION – IMPROVISATION:

Hier ist die zweite Schnittstelle der heute thematisierten Disziplinen. Komponieren könnte hier bedeuten: eine Struktur zu schaffen, die ein Fließen ermöglicht.

Das geschieht durch ein Erfinden von sinnreichen Konzepten, welche Improvisation ermöglichen und entwickeln. Dies können suggestive Texte sein, die inspirierend wirken, aber auch solche, die Spielanleitungen enthalten. Auch Regeln für strukturierte Improvisationen können komponiert werden. So können etwa Materialsammlungen konzipiert werden, über die nach vorgegebenen Abläufen improvisiert werden kann.

a) Erfinden Sie Texte, die zum Improvisieren anregen
b) Erfinden Sie Spielanleitungen für Improvisationen
c) Erfinden Sie Materialsammlungen, nach denen improvisiert werden kann.
d) Skizzieren Sie mögliche Abläufe solcher strukturierten Improvisationen

 

2) Komposition – Literaturspiel:

* Eine eigene kompositorische Annährung an ein Werk bietet die Möglichkeit, den Kompositionsprozess nachzuvollziehen und so in die Gedankenwelt des Komponisten einzutauchen.
* Eine andere Möglichkeit ist der Versuch, das Stück in einen zeitgenössischen Rahmen einzubetten und so aus der Perspektive der Gegenwart zu betrachen.
* Weiterhin können die oben beschriebenen Gedanken zum Thema Improvisation => Literatur auch einer Komposition zugrunde gelegt werden (Einstimmung, Annäherung etc.)

a) Komposition eines zeitgenössischen Rahmens für das Werk
b) Skizzierung eines möglichen Kompositionsprozesses für das Werk
c) Komposition einer Einleitung/Überleitung zu dem Werk
d) Eigener Versuch, die Methoden des Komponisten anzuwenden

 

3) Komposition – Blattspiel (=> wird später behandelt)

Das Erfinden von Blattspielübungen, welche zentrale Techniken oder Probleme des Primavista-Spiels thematisieren, bietet die Möglichkeit, Blattspielen aus einer entgegengesetzten Perspektive anzugehen.

a) Komposition einer Blattspieletüde

 

4) Komposition – Generalbass/Partimento (wird im Wesentlichen später behandelt)

Das Erfinden von Bass- und Harmoniemodellen und das nachträgliche Notieren ist eine gute Übung, Generalbass und Partimento aus der entgegengesetzten Perspektive zu lernen. Alternativ oder ergänzend dazu können auch Akkordsymbole verwendet werden (s.u.)

a) Erfinden Sie eine Basslinie und notieren Sie diese, ggf. mit den passenden Bezifferungen
b) Erfinden Sie ein Harmoniemodell und notieren Sie diesen als Generalbass

 

5) Komposition – Leadsheet (wird im Wesentlichen später behandelt)

Das Erfinden von Melodien und passenden Harmonien und das nachträgliche Notieren ist eine gute Übung, die Akkordschrift und Leadsheet-Notation aus der entgegengesetzten Perspektive zu lernen. Alternativ oder ergänzend dazu können auch GB-Ziffern verwendet werden (s.o.)

a) Erfinden Sie eine Melodie und notieren Sie diese, ggf. mit den passenden Akkordsymbolen
b) Erfinden Sie ein Harmoniemodell und notieren Sie dieses in Akkordschrift

 

6) Komposition – Audio-Transkription (wird im Wesentlichen später behandelt)
Das Komponieren von Gehörbildungs-Übungen bietet die Möglichkeit der entgegengesetzten Perspektive in der Gehörbildung. Dies kann am Klavier erfolgen, aber auch ohne Klavier, nur in der Vorstellung. In den komponierten Übungen können zentrale Techniken und Probleme des hörenden Erfassens von Musik thematisiert werden.

a) Erfinden Sie Melodiediktate und üben Sie diese gegenseitig
b) Erfinden Sie Rhythmusdiktate und üben Sie diese gegenseitig
c) Erfinden Sie Akkordfolgen als Gehörbildungsübung und üben Sie diese gegenseitig.

 

7) Komposition – Arrangement

Diese Betrachtungsweise erlaubt eine Differenzierung ein und desselben Vorgangs in zwei Schritte, z.B. das Komponieren eines Stücks für Klavier und nachträgliches Arrangieren für eine andere Besetzung, oder umgekehrt. Verkleinert betrachtet wäre es auch möglich, einen Gerüstsatz zu komponieren, welcher dann weiter arrangiert wird (z.B. durch Oktavierung und Verdopplung)

a) Erfinden eines Gerüstsatzes und Entfaltung dessen durch Oktavierungen und Verdopplungen
b) Erfinden eines kleinen Klavierstücks und Skizzieren einer Instrumentierung
c) Erfinden eines Stücks für verschiedene Instrumente und Skizzieren einer Klavierversion

 

8) Komposition – Partiturspiel = Schreiben von Partitur (wird im Wesentlichen später behandelt)

Das Komponieren von Partiturspiel-Übungen bietet die Möglichkeit der entgegengesetzten Perspektive: Erfundene Melodien und Harmonien können in verschiedenen Transpositionen (etwa Klarinetten, Horn, Trompete) und verschiedenen Schlüsseln (Viola, oktavierender Violinschlüssel) notiert werden. Auch das Notieren eines vierstimmigen Klaviersatzes in 4 Systemen kann eine gute Übung sein.

a) Erfinden Sie eine Melodie und notieren Sie diese in verschiedenen Transpositionen
b) Erfinden Sie eine Melodie und notieren Sie diese in verschiedenen Schlüsseln
c) Erfinden Sie einen 4stimmigen Satz und notieren Sie diesen in Chorpartitur (SATB)

 

9) Komposition – Ensemblespiel = Schreiben für Ensemble

Das Komponieren von Ensemblestücken oder Aktion kann eine Möglichkeit sein, sich zentrale Techniken und Probleme des Zusammenspiels bewusst zu machen.

a) Erfinden Sie ein Spielkonzept, welches das Zusammenspiel bzw. das Aufeinander-Reagieren fördert

 

WEITERE ANWENDUNGSMÖGLICHKEITEN

 

* Integration von grundlegenden Übungen in Improvisation und Komposition in die tägliche Praxis:
– Übung in Freier Improvisationen
– Übung in Skalen, Kadenzen/Sequenzen und Grooves
– Sammeln und Notieren von kompositorischen Ideen
– Entwurf von Konzepten für eigene Improvisationen

* Aufnehmen und Abhören der eigenen Improvisationen

* Anwendung der beschriebenen Übungen auf aktuell studierte Werke:
– Erfinden von Präludien und Studien zu den Werken
– Improvisierendes Üben

* Entwicklung weiterer Methoden und Verknüpfungen der Disziplinen